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Sonntag, 12. August 2018

Usbekistan # 9

Heute muss ich mich mal um mein Bahnticket nach Buchara kümmern, der Schnarchbär von der Rezeption meinte zwar: einen Tag vorher, aber dem trau ich sowieso nicht. Also an die Hauptstrasse, Frühstück incl. Kaffee hab ich ausgelassen, weil zulange gepennt. Finde schnell ein Taxi: 10.000 okay? Yes und los gehts. Er versucht sich in Englisch und klopft sich so auf die Brust und meint: Ich bin Tadschik, darauf ich: my name ist Ute. Er fragt so nach und ich sage noch: alter deutscher Name, dann redet er irgendwie weiter und sagt dann: my name is ........? Ah dann kapier ich, dass er vorher erklärt hat, dass er aus Tadschikistan ist. Als ich frage, ob das hier die Stadtmitte sei, erklärt er mir daraufhin nahezu jedes Gebäude, echt goldig.
Der Bahnhof liegt ziemlich ausserhalb, dann zum Ticket Office. Wenn man meint, man müsste sich hier anstellen oder gar einen Diskretionsabstand wahren,  Fehlanzeige. Sobald man nicht mit dem Kopf an der Scheibe klebt, steht jemand vor einem, völlig selbstverständlich. Hab ich hier schon öfter erlebt. Also voran, keine falsche Bescheidenheit. Ticket Buchara....zeige ihm auf meinem Handy das Datum damit es auch keine Missverständnisse gibt, er fragt um welche Zeit, ich zurück, was möglich ist, dann schaut er höchstens 5 Sec in seinen Dreckscomputer und meint: No Ticket, Hä? Kann ja wohl nicht sein. Sind noch 4 Tage bis dahin. Der hat mich wohl verarscht, aber wieso? Keine Lust auf schwierige Verständigungen? Ich bin stinksauer!!!!!!








Also wieder zurück, meint einer für 20.0000, neeee nicht mit mir. Kurz darauf hält eine gepflegte Limousine, der nette Herr fragt Taxi, ich nenne das Ziel und er den Preis 10.000, alles klar. Er macht die Klimaanlage an Problem? No Problem, schöne Musik. Meint noch ob ich Interesse an einer Stadtrundfahrt habe Nein Danke.
Jetzt müsst ich mal langsam einen Kaffee zu mir nehmen, ist nicht so einfach, für Teetrinker dagegen das Paradies. Dann find ich aber doch eine Bude und es geht wieder. Ich schlendere Richtung Basar, lass mich treiben und müsste auch langsam mal was essen, ist schon mittag.

Jede Menge Kopfbedeckungen



Brotstempel





Hinter dem Basar entdecke ich ein kleines Kaufhaus mit Stoffen und die Welt ist wieder in Ordnung. Allerdings ist nichts für mich dabei, ziemlich usbekisch, viel Glitzer, grelle Farben. Trotzdem schön.






 Dann sehe ich eine Ecke, wo es was zu essen gibt. Im Schatten, ich zeige auf das Bild von dem was ich mir vorstellen kann, dass es mir schmeckt, sie fragt wieviel, ich bestelle 3  und hinterher frage ich, was es war: Pelmeni. Sieht aus wie Riesentortelloni in Fett ausgebacken, mit Fleisch gefüllt. Dazu ein etwas schärferes Ketchup. Als ich die Flasche vermeintlichen Ketchups vom Tisch nehmen will, um nachzufüllen, reagiert mein Nachbar, der es wohl ahnt,  etwas zu spät und die flüssige Tomatensosse landet auf Teller und Tisch, geht aber grad noch so. Dann ordert er für mich Ketchup.






Hier werden auch in grossen Mengen Somsa´s gebacken, in einem Topf, den er in einen steinernen Ofen hält. Die gehen hier weg wie nix. Auch in die Läden werden dauernd Tabletts voll mit Essen von hier verteilt.  Geheimtipp !

Ich schlender weiter, sehe noch mehr usbekische Stoffe und lande am Nachmittag im Cafe von gestern, welches echt eine Oase ist. Bestelle Wasser, Kaffee Arabico und als ich den Zucker umrühren will merke ich wieviel Bodensatz da vorhanden ist. Also alles erst mal ruhen lassen. Hier kann ich wieder richtig die Ruhe geniessen, habe ausserdem einen schönen Blick auf die Moschee und bin froh, dass ich nicht unter irgendeinem Zeitdruck stehe wie die Touristengruppen, die schnell wieder los müssen und hier immer schubweise auftauchen.






Im Hotel mache ich eine Pause und gehe am frühen Abend zum Registan bzw. hinein. In den 3 grossen Medresen (Koranschulen) gibt es wunderschöne Innenhöfe und allerhand zu kaufen: Schals, Keramik, Taschen und sonstiger Krimskrams. Ich ärgere mich schon fast, dass ich in der Bibi Xanom Moschee nicht die wunderschönen Lesezeichen gekauft habe, die hab ich seit da nicht mehr gesehen. Zur Not muss ich halt noch mal den Eintritt von 2 €  zahlen. Na gut, ich lass mich hinreissen und kaufe ein Täschchen so wie ich sie eigentlich selber nähe. Hier sind sie schon eher dahinter her, was an den Mensch zu bringen. Bei einem anderen Laden und einem Seidenschal werden wir nicht handelseinig, was auch nicht schlecht ist, denn mit Schals könnte ich selbst so einen Shop eröffnen.

Alles ist relativ schnell angeschaut, aber auch sehr  sehr schön und ich setze mich auf eine Aussenmauer, um das Volk, welches sich hier aus vielen Nationen befindet, zu beobachten. Es dämmert langsam und die Stimmung ist total schön. Dann mache ich mich auf den Weg, um ein Restaurant aufzusuchen. Ein Telefonat mit meinem Vater zwischendurch freut mich sehr, schön mal wieder eine Stimme, von zu Hause zu hören. Die Verbindung klappt leider nur von Deutschland hierher.

Ich gehe zum Restaurant, welches hier an der Hauptstrasse liegt, viele leuchtende Lichterketten rundherum, aber die Tür ist zu. Vermutlich eine Hochzeit. Ich versuche, ein Taxi zu einem anderen anvisierten Lokal zu finden, ist aber irgendwie auch schwierig und dann gehe ich so langsam zurück und entdecke eine Essensbildertafel mit einem Wegweiser in den Hinterhof oder so ähnlich, also auf jeden Fall zurück gesetzt und ein Stück unterhalb der Strasse. Von oben kann ich es gar nicht genau erkenne, nähere mich vorsichtig, aber es ist tatsächlich ein Restaurant und ich lass mich nieder. Die Verständigung klappt so halbwegs, das Wort für Bier : PIVO kenn ich natürlich. Ich hab richtig Hunger und bestelle 3  Spiesse, nachdem ich geklärt habe, dass sie "small", also klein sind. Dann gibt es noch Probleme bei der Salatbestellung und ich bekomme ein komplettes Tablett serviert mit einer Auswahl, von denen ich eine Art Gurkensalat nehme. Dazu noch Pommes, alles supi.




Die sind hier sehr geschäftig und das Essen ist vorzüglich. Frisch und kross gegrillte Spiesse, dazu die Beilagen, 2 Fassbier und die Rechnung ist phänomenal: 5,- €. Der Preist ist mir ja wurscht, aber ich finde es faszinierend, wie billig man hier essen und trinken kann.



Heute ist Samstag und auf dem Maydan steppt der Bär noch doller als gestern . Auf der Hotelterrasse trinke ich noch ein Bier und nehme mein Laptop mit, so  kann ich noch den schönen Abend geniessen.



Erkenntnis des Tages: Abseits des Weges gibt es auch interessantes zu entdecken! Man muss es nur sehen.




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