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Sonntag, 26. August 2018

Usbekistan # 22

Meine Erkältung ist tatsächlich etwas hartnäckig. Tja, nützt alles nix. Als ich beim Kaffee sitze reist eine Gruppe Italiener/innen (3) an und wir kommen ein bisschen ins Gespräch. Sie sind nur 1 Nacht hier.

Dann kommt bei mir noch eine akute Bindehautentzündung oder sowas im linken Auge dazu, jetzt hab ich aber echt langsam den Kanal voll. Hatte ich neulich auch schon mal. Ich lasse es sehr langsam angehen und mache mich dann auf den Weg, um eine Transportmöglichkeit nach Rishtan, die Stadt der Keramik, zu finden. Wie immer, Taxi zunächst 70 000, dann ruft der einen an, der englisch kann, ich sach "zu teuer" und dann solls plötzlich nur noch 28 000 kosten. Keine Ahnung, woher die Summe kommt, wird sich jedoch später rausstellen, dass es immer noch ein vielfaches des normalen Preises ist.
Eigentlich hätte ich vorne sitzen können, aber gegen eine Uniformierten der Polizei komm ich natürlich nicht an. Sonst fährt keiner mit. Dann geht das wieder los mit den üblichen Fragen: woher, Mann, Kind usw. und der Fahrer hat ein ziemlich dreckiges Lachen drauf. Na schaun mer mal.
Als er mich absetzt, gibt er mir die Hand und hält so halb seine Wange hin, als sollte ich ihn noch mit Kuss verabschieden......NONONO, das ist auch in jeder Sprache gleich.......der spinnt wohl SCHMÖCHTEDASNISCHT . Verdammt, müssen die Kerle immer denken, nur weil man keinen Mann hat, bräuchte man unbedingt einen????? GRRRRRRRR.......
Er fragt dann noch, ob er warten soll? Neee danke!

Die Keramikfabrikation ist hier sehr populär. Früher gab es hier weit über 200 Hersteller, die leider fast alle nicht mehr produzieren. Aber ein paar traditionelle Familien haben das Handwerk beibehalten. Ein wunderschöner Hof, an einem langen Tisch sitzt bereits eine kleine Gruppe mit ihrem Guide, deutschsprechend und sind wohl aus Österreich. Sofort nehme ich so eine Art Skepsis mir gegenüber wahr und wir kommen kaum ins Gespräch, Stoffel halt. Haben auch nichts gekauft, keinen Platz mehr im Koffer, na das kann mir ja nie passieren. Oder kennen die diese Taschen noch nicht??????

Somit bekomme ich wieder eine Exklusivführung vom Sohn des Hauses und den heute nur spärlich anwesenden Mitarbeitern, es ist Samstag und auch hier ist ausnahmsweise das Wochenende frei. Ansonsten merkt man in diesem Land, wie in sehr vielen anderen, nie ob Sonntag oder Werktag ist. Sowohl die Buddhisten als auch die Muslime haben eben in ihren religösen Werken nicht stehen: "und am 7. Tage sollst du ruhen".......sowohl was den Strassenverkehr angeht als auch alle Läden und Märkte haben auf wie jeden Tag.
Er erklärt alles in sehr gutem Englisch und die Handarbeit bei allen Stücken ist tatsächlich zu sehen. Auch auf die Unterschiede im Aufwand der Muster macht er mich aufmerksam und warum eben manche Teile teuer und manche preiswerter sind. Bei den Platten dauert es manchmal 3-4 Stunden oder eben 2-3 Tage, bis sie bemalt sind. Wenn man´s weiss, ist es leicht zu erkennen, quasi das usbekische Meissen. Ich frage ihn, ob er davon schon gehört hat, aber das ist nicht der Fall. Sie gehen aber sogar auf Märkte in Mexiko.


In den Ofen ist früher einer reingekrabbelt und hat die geformten Teile in die Ständer gepackt, da muss man immer schlank bleiben !


Mein Teller ist auf dem Bild

Die Entscheidung für ein schönes Teil fällt richtig schwer, weil ich hier vieles finden könnte, was mir sehr gefällt. 1 kleinere Schale und ein grösserer bis grosser Teller wird´s dann. Für unsere Verhältnisse wirklich sehr preiswert. Ein richtig teures Stück würde mich schon auch reizen, das lasse ich aber dann doch. Lieber 1 mehr ;-) Es wird mir zwar immer gefallen, aber ob´s dann nicht doch auch oft im Schrank steht?

Alles wird noch eine gut tragbare, schön genähte Tasche, gepackt und ich laufe zurück in die Stadt. Auf dem Weg kaufe ich bei einem anderen sehr kleinen Anbieter noch einen sehr preiswerten Teller und muss dann mangels Kondition doch endlich ein Auto finden. Erst plaudere ich noch mit einem sehr netten Melonenverkäufer, dann frag ich mich durch nach Taxi´s nach Fergana. Muss ein bisschen hin und her aber dann führt mich ein freundlicher Mensch zu einem Auto, der Fahrer sagt 6000! (s.o.) und schon geht´s los. Ich sitze vorne, sage artig zu den auf der Rückbank sitzenden 3 Damen ASSALOMU ALEYKUM, die grüssen alle unisono zurück und dann krieg ich mit, wie sie den Fahrer fragen wo ich herkomme. Der antwortet sowas wie: spricht englisch......ich erkläre also, dass ich aus Germania komme. Dann entwickelt sich eine "Unterhaltung" mit total viel Gelächter. Sie ht wohl mal Deutsch in der Schule gehabt und kann fast bis 10 zählen......Es ist eine Mutter mit ihren beiden Töchtern, die evtl. so 14 und 16 sein könnten. Die jüngere spricht ein bisschen Englisch und immer wenn sich Muttern mit einschaltet, gibt es ein grosses Gekicher. Es ist echt total lustig und sogar der Fahrer lacht sich schlapp. Dementsprechend kurzweilig ist die Fahrt und es kommt wie es kommen muss: ich werde für den nächsten Tag nach Hause zu PLOV, dem Nationalgericht (Reis mit Hammelfleisch und Gemüse) eingeladen.

Gibt es eigentlich in Deutschland ein Nationalgericht oder etwas, was man so bezeichnen könnte? Vielleicht Bratwurst?

Also jedenfalls kritzeln sie die Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel, aber ich weiss im Grunde schon jetzt, dass ich da nicht schon um 10 antanzen werde, geschweige denn etwas in der Richtung essen kann, das wird mir angesichts meiner noch bestehenden Erkältung zu anstrendend.



Nach einer längeren Pause in meinem Zimmer raffe ich mich noch mal auf, um ein Restaurant aufzusuchen. Ist ca. 1 km entfernt und ich such die kürzeste und damit auch dunkelste Strecke raus. Das Einzige, was hier wirklich gefährlich ist, sind die nicht erkennbaren Weghindernisse, wie kleine Stufen, Schlaglöcher usw. Da heisst es "Konzentration" und mir geht so durch den Kopf, dass ich in einer Grossstadt in Deutschland niemals solche unbekannten und unbeleuchteten Gegenden betreten würde. Aber hier sind immer welche unterwegs, sogar kleine Kinder springen ohne Aufsicht durch die Gegend.  Das Lokal ist riesig gross und so echt sowjetisch, würd ich mal sagen.

Die Farben der Lampen wechseln selbstverständlich


Und sehr nette Bedienung mit gutem Englisch und ich brauche Hilfe bei der Karte, denn die ist nur in Russisch. Ich bestelle Bier und Pasta mit Pilzen..........Ach, man soll doch immer das essen, was typisch für das Land ist. Die Pasta ist enttäuschend, wenn auch nicht wirklich schlecht schmeckend. Mit viel Salz und Pfeffer geht´s . Der Salat ist super und das Bier auch (obwohl es heute noch nicht so schmeckt wie sonst) . Zurück laufen will ich nicht und frage, ob die gelben Auto´s die offziellen Taxi´s sind? Nein, nein, sie rufen mir ein Auto. Obwohl es natürlich die offiziellen Taxi´s sind. Ich erkläre denen und zeige auf Maps wo das Hostel liegt, das kennen se alle nich. Dann googlen die erst mal selber. Als alles klar ist und das Auto kommt, wird dem Fahrer alles gross und breit erklärt. Er nickt! Dann fährt er zunächst in die richtige Richtung und biegt dann ab: STOP! wenden und ich zeig ihm wo´s lang geht. Hirni!!!1




Erkenntnis des Tages: Es ist immer hilfreich, wenn man sich besser auskennt, als die ortsansässigen Taxifahrer ! 

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