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Samstag, 25. Juni 2016

Istanbul # 9


Der Tag fängt sehr gemütlich an und alle, die gestern im Restaurant waren, sind heute beim Frühstück. Das deutsche Paar, welches gestern schon dem Brot rabiat mit der Gabel den luftigen Garaus gemacht hat, schafft es nicht mal, zu grüßen. Und ich bilde mir ein, dass es das Mädel vom Service sehr komisch findet, zumindest hat sie es registriert.
Dann ziehe ich ein letztes Mal los, um zu bummeln und das eine oder andere zu kaufen. Was ich unbedingt haben will, ist so ein „Silbertablett“. Und eigentlich wollte ich auch noch eine schöne Keramik kaufen, na wir lassen uns überraschen.  Erst mal gehe ich noch zum Bankomat, was nicht alle wird, kann ich beim nächsten Mal wieder brauchen.
In den Basar gehe ich bewusst nicht, das ist mir zu anstrengend, die immer alle abzuwehren und 20x hintereinander zu sagen, dass ich aus Germany bin.
Die Einkaufsmeile, die ich jetzt schon zig mal hoch und runter gelaufen bin, ist heute voll wie noch nie. Man stelle sich den letzten Samstag vor Weihnachten in einer Grossstadt vor, mindestens so geht es zu. Nur, dass die Gassen hier halb so schmal sind, wie in den Grossstädten die Fussgängerzonen oder sogar eigentlich eher 1/3 so breit.
Alles ist auf den Beinen: die ganze Familie, Mütter mit Töchtern, Männer en Masse. Und da muss ich mich wohl korrigieren: die haben anscheinend doch auch Spass am Einkaufen und dem ganzen Trubel. Oft genug sieht man sie alleine in den Läden, wo es die Garderobe für die Nacht gibt. HolaHola......Obwohl ich ja auch gelesen habe, dass es für die Türken überhaupt erst ein gutes Zeichen ist, wenn es gerammelt voll ist, ansonsten ist es wohl nix. Also quasi ein Qualitätsmerkmal. Allerdings würde ich mal sagen, dass das hier das Viertel für den schmaleren Geldbeutel ist. Da soll es, gerade was die Festtagsmode angeht, noch ganz andere Adressen geben.  Aber wie immer sind alle entspannt und scheinen es zu geniessen, so wie ich auch.


 Männer mit grösseren Gepäckkarren stehen auf jeden Fall bereit, das ist also keine Ausrede, wenig zu kaufen, so nach dem Motto: „das muss ich ja alles schleppen“. Neee mussde eben nich.
Ha: quatscht mich mal wieder einer an: where are you from? Ich sag zu dem: „guess“ (rate) er: ah guess nice (ah rate, ja schön) zum piepen

Die Suche nach einem erschwinglichen Tablett gestaltet sich schwieriger als gedacht, ich bin im Haushaltsviertel, aber da gibt es entweder den ganz schlichten Alltagsgegenstand, den „modernen“ Look oder richtig plüschig, also alles nicht das gewünschte. Hier gibt es dann weiter wieder Maschendrahtzaun , Seil, Papiertaschen, Muffinformen, Glitzer ohne Ende, Kinderspielzeug, Schuhe, Herrensakko´s, alles für die Party, Borten-Knopf- und Bänderläden  und u.a. einen Laden mit Kleidung für Köche, also Laden ist übertrieben, sieht aus wie ein Hauseingang, in dem sich die Dinge bis unter die Decke stapeln. Ich entdecke einfache Schürzen und da ich mir schon immer eine nähen will, aber keine richtige Lust zu habe, wird eine meine. Und so wandert Stück für Stück in meine Tasche, ein paar Kleinigkeiten als Mitbringsel und schliesslich finde ich auch das Tablett. Der Chef zeigt mir einige, merkt aber, dass er mich noch nicht ganz glücklich machen kann  und holt dann noch einen bei, der eine Bodenklappe aufmacht und eine schwerere Variante zutage fördert. Hier wird echt jede Möglichkeit für Waren genutzt. Wahnsinn, kann ich nur immer wieder sagen.  Dann muss ich „leider“ doch noch mal bei dem netten Typ mit den Stoffen vorbei schauen, vielleicht hab ich ja was übersehen. Es gibt hier übrigens auch ganz tolle Wollstoffe, bei denen man die Qualität sofort spürt beim anfühlen.  2 Meterchen werden es dann auch wieder.
An einer Ecke sehe ich einen Dönerstand und ich könnt schon mal wieder was vertragen. Trete ein und der Souchef schickt einen, der an einem grösseren Tisch sitzt, gleich mal weg, dass er sich woanders hinsetzt, macht er auch brav, ich mein, mir wärs ja wurscht gewesen, aber hier wird man als Gast und ausländischer Herkunft dazu, stets sehr bevorzugt behandelt. Bei uns isses ja wohl eher umgedreht. Er fragt nur „Chicken“ or „Meat“, also Huhn oder Fleisch, ich sage Fleisch und bin gespannt, was es gibt. Es kommt ein Teller mit fein abgesäbeltem Dönerfleisch, darauf liegen 2 dünne Fladen, hab schon beim Nachbar gesehen, dass man die wie Brot dazu zusammenrollt und das Fleisch halt gabelt. Es ist total lecker und gut gewürzt. 



Die Rechnung hat bestimmt auch einen mittelgrossen Touriaufschlag, dabei sind hier gar keine, aber was solls.
Was ich noch gerne gehabt hätte, ist eine schöne Holzkiste für meinen  Nähkram, aber das hat nicht geklappt. Die sind alle zu klein. Ach ist jetzt auch gut, ich lasse mich langsam Richtung Hotel treiben, erstehe noch eine Tasche für heute abend, denn mit dieser Travellerbag das geht gar nicht.
Muss ja schliesslich alles noch eingepackt werden und das wird schon noch eine Zeit in Anspruch nehmen. 

Am Abend will ich es mir noch mal so richtig gut gehen lassen und wähle das Restaurant vom Hotel, welches mir der Guide des Mädels aus Bangkok empfohlen hat. Also Dachterrasse mit Blick auf die grossen Sehenswürdigkeiten des Viertels. Er freut sich wie Bolle, dass ich da bin  und denkt natürlich, dass ich wegen ihm gekommen bin. Auf dem Rooftop ist es total windig aber die Aussicht ist sensationell. Er kümmert sich um meine Bestellung und dass ich  gut sitze usw. Bestelle ein Bier vom Fass, endlich mal wieder. Es ist wenig los. Die Möwen umkreischen die Dächer. Ich mache ein paar Bilder mit dem Handy. 






Bevor es hier nicht dämmert ist auch nix los. Ramadan halt. Murat sitzt eine ganze Zeit bei mir und wir machen in Konversation, aber er versteht schlechter englisch, als er tut. Also jedenfalls: wenn ich mal wieder nach Istanbul komme, schreibe ich ihm und er besorgt mir viel günstiger ein Zimmer im Hotel und hilft mir bei allem, was ich benötige (hähmmmm, grrrrmmpf, näääääää) und hat dabei so einen Blick drauf, den kenn ich aus Indien und heisst: noch ein klitzekleines Entgegenkommen und wir sind quasi verheiratet,  mindestes verlobt, allermindestens aber verbringen wir die Nacht (oder irgendeine) zusammen. Aber klar, ich melde mich auf jeden Fall und wir werden uns treffen………oder auch nicht.  Das zweite Bier spendiert er mir, na gut, wenn er meint und ein Dessert bekomme ich auch noch so nebenbei und immer zwischendurch „are you happy? „ „Yes very nice View………“ Schöne Aussicht……….Diese Art und Weise, aber mehr noch die Kälte, die durch den sehr starken Wind hier im 7. Stock herrscht, lassen mich die Zelte abbrechen und noch einen Absacker in der Stammkneipe nehmen. 


Fazit Istanbul:
Eine Stadt genau nach meinem Geschmack: südländische und sehr angenehme Mentalität, tolle Sehenswürdigkeiten, gut zum Shoppen, preiswert, warm, relaxed und immer freundliche Menschen. Auf jeden Fall immer wieder eine Reise wert. 

Erkenntnis des Tages:
Den perfekten Moment kann man nicht planen , er ergibt sich oder nicht



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