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Mittwoch, 22. Juni 2016

Istanbul # 6



Auf dem Tagesprogramm steht heute der letzte wichtige Punkt: der Topkapi Saray, bei dem ich gestern vor verschlossenen Türen stand. Der Betrieb hält sich in Grenzen und auch hier Bewachung wie am Flughafen.
Zunächst schliesst sich an den Eingang ein weitläufiger Garten an, erst dann kommt der gebührenpflichtige Teil. Klar, dass ich auch einen Audioguide nehme.
Und kaum hab ich mit der Museumcard Einlass gefunden kommt eine grosse türkische „Blaskapelle“ hereinmarschiert. 3 Gruppen mit unterschiedlichen Kleidungen marschieren bis musizierend bis zum Tor der Begrüßung und spielt und singt ein paar Werke. Hört sich gut an und passt gut hierher. Zum Outfit gehören auch furchteinflössende Säbel und Herren im Ritterjumpsuit.




Dieser Palast wurde kurz nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen errichtet und 1540 zum Sultanspalast und diente als solcher über drei Jahrhunderte. ES ist fast eine Palaststadt und wie im Märchen aus 1001 Nacht. Ein Komplex von ca. 70ha und alles ist unglaublich schön und orientalisch verziert. Zuletzt bewohnt wurde er bis ca. 1840.
Man betritt den zweiten Hof durch „Das Tor der Begrüßung“, das ist doch schon mal ein guter Start. Es gibt prächtige Pavillons im terrassenartig angelegten Garten, die alleine für sich schon jeweils ein Traum sind in ihrer Ausgestaltung mit feinsten Fayencen und Malereien in den Kuppeln.
Zu sehen sind auch die ehemaligen Palastküchen mit alleine einer Grundfläche von über 5000m². Hier wurden Mahlzeiten für bis zu 15 000 Menschen zubereitet. Ausgestellt sind Kochtöpfe bzw. Kessel und viele Geschirrsammlungen von edelstem Material und wunderbar bemalt.
Durch „Das Tor der Glückseeligkeit“ kommt man in den dritten Hof und kann den Thronsaal bewundern. Alles ist wirklich eine Augenweide und ich kann mich fast nicht sattsehen.






Das "Zimmer zum Mondschein"




Es gibt soviel zu bestaunen und zu sehen, dass ich nicht alles aufschreibe. Was auch noch sehr sehenswert und interessant ist der Harem, quasi eine Stadt in der Stadt in der Stadt: der jeweilige Sultan hatte zeitweise hunderte Konkubinen. Früher wurden auch oft die Mädchen nach der Geburt erdrosselt, es ging schon brutal zu manchmal.
Aber was Architektur und Ausgestaltung angeht, da hatten es die Osmanen schon drauf.

Klammer auf:



Mr. und
Mrs. Selfie
Was ich mit sehr grosser „Verwunderung“ wahrnehme ist die Art, wie, na sagen wir 70% aller Touristen hier durch rasen. Da wird ein Selfie nach dem anderen gemacht, natürlich mit dieser Stange, wo man gleich noch mal mehrere m² mehr um sich herum benötigt und ob da eine Koraninschrift, eine Uhrensammlung oder ein prachtvolles Tor dahinter ist, hauptsache der Vordergrund stimmt. Ob die Bilder dadurch schöner/besser/interessanter werden lass ich mal dahingestellt.



Überhaupt fällt mir oft das unmögliche Benehmen von Touristen auf: da steht in manchen Räumen ein Schild „nicht fotografieren“ als Piktogramm, also für jeden Idiot zu verstehen. Aber da muss dann trotzdem mit dem Handy irgendeine Vase in der Vitrine unbedingt festgehalten werden.Die Fayencen müssen auch unbedingt mal betatscht werden........
Oder manche Distanzlosigkeit: heute morgen bei der Blaskapelle stellt sich eine Frau mit dem Rücken so nah an den „Kapellmeister“ , der wiederum mit dem Rücken zu ihr steht, um sich ablichten zu lassen, dass ich noch denke, was soll das denn werden und sie prompt vom Personal zurück geschickt wird, wahrscheinlich hätte sie ihm am liebsten noch das Taktinstrument abgenommen, um irgendein bescheuertes Foto zu machen.
Oder abs. im Restaurant dieser „sms“ Ton von Samsung, den anscheinend alle haben. Und viele wissen wohl noch nicht, dass man den auch ausschalten kann und trotzdem Post bekommt. Das geht mir echt auf die Nerven, allerdings habe ich heute im passenden Moment  mit den Augen gerollt (und das kann ich gut), dass es anschliessend ruhig war.........bitte............. geht doch.
Ich denk dann immer an so manche in Deutschland, die ja,was Ausländer angeht, immer wieder von der Integration reden und überhaupt wissen, wie es geht und wie es so ist; sollen genau die Leute sich doch wenigstens im Urlaub schon mal so verhalten, wie es den Bürgern des Landes respektvoll gegenüber ist. Es fängt immer bei einem selber an. 

So, das musste mal sein..........Klammer zu


Voll mit diesen Eindrücken gehe ich am Nachmittag im "Silberviertel" ein Kebab essen und suche meine Gemächer auf, die in Anbetracht der Hitze draussen wie ein Eiskeller wirken, aber das auch nur kurz. Dann gegen 17:30 gehe ich noch mal los und will vom Ägyptischen Basar aus über das "Stoffviertel" und den grossen Basar zurück laufen. Jetzt will ich aber mit dem Taxi dorthin, was zwar erst mal schnell klappt, aber es ist Feierabendverkehr und "Cheffe" muss einen Bogen machen und die ganz grossen Strassen benutzen. Mit Freude sehe ich die "Korbmacherstrasse" vor meinem eigentlichen Ziel und lasse mich hier absetzen. Das ist doch wieder mal nach meinem Geschmack. Durch die Gassen lasse ich mich treiben, es gibt hier Korbwaren, Fussmatten und viele Dinge aus Holz, die man für den Hausgebrauch kauft. Löffel, Schalen, Bretter in allen Grössen und Formen. Toll. Dann kommt das Elektroviertel, hier sind "naturgemäss" nur Kerle unterwegs. Aber es ist leider schon so langsam Geschäftsschluss und einige Läden haben schon zu. 
Nach ein paar Mal rechts und links bin ich wieder bei den Stoffen und schaue mich nun genauer um. Und werde fündig mit 2 Stoffen für meine Wohnung. Auch hier sind viele Läden zu und ich lasse es gut sein. Bummele durch den grossen, leeren Basar, wo doch der eine oder andere noch versucht, das letzte Geschäft des Tages mit mir zu machen. 
Im Stammlokal lasse ich mich hungrig nieder und den Abend ausklingen.

Erkenntnis des Tages:
Die Menschen verhalten sich nicht immer so, wie sie es von anderen erwarten und schon gar nicht im Urlaub

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