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Sonntag, 19. Juni 2016

Istanbul # 2

Das erste Frühstück im Hotel lässt bei mir keine Wünsche offen, was zwar auch keine grosse Kunst ist, aber es bietet tatsächlich alles, was die türkische Küche hergibt. Süss und herzhaft, frisches Omelett bekommt man auf Wunsch, der Kaffee ist auch o.k. Zwar würde ich lieber draussen frühstücken, das ist jedoch nicht vorgesehen. Die russische Familie, die gestern abend noch einen Geburtstag gefeiert hat und eine Flasche "Moet" konsumiert in Weingläsern, ist auch z.T. vertreten, die Herren schlafen wohl noch den Rausch aus.......

Dementsprechend gut vorbereitet mache ich mich nach einer kurzen Instruktion auf den Weg und es geht zunächst steil bergauf. Gott sei Dank ist eine Seite der Strasse im Schatten, denn es ist 1. schon wieder sehr warm und ich hab vergessen, mich einzucremen. Und merke, dass der Reiseroutinemodus noch nicht eingeschaltet ist.

Ich komme am grossen Platz vor der Blauen Moschee raus, nette Gässchen rundherum, ein paar Läden, aber insgesamt eine sehr ruhige Stimmung. Es ist auch noch ziemlich früh, dafür sind aber die grossen Reisegruppen schon unterwegs. Und hab ich gestern noch getönt, ich würde an die doofen Attentate  nicht denken, so ist das heute morgen im Angesicht des Obelisken, wo das eine Attentat dieses Jahr schon statt gefunden hat, doch nicht so ganz aus meinem Kopf. Zwar steht hier und da ein Polizeiwagen, aber was wollen die schon ausrichten, wenn einer durchdreht. Trotzdem meine ich aber auch, dass das eine Trefferquote wie beim Lotto hat, halt im negativen Sinn. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass nicht so sehr viele Massen unterwegs sind.  Was allerdings auch mit dem Ramadan zusammen hängen kann.

Am Eingang steht ein grosses Schild mit Kleiderregeln, die ich so ärmellos und ohne Schal leider nicht einhalten kann. Also gehe ich in die blaue Moschee nicht hinein. Ausserdem ist am Ticketschalter eine riesenlange Schlange.  Überhaupt setze ich mich erst mal am grossen Platz in den Schatten und schaue mir das Volk ein bisschen an. Was mir auffällt, dass die Türken sehr höflich untereinander sind, sehr liebevoll würde ich sogar sagen. Und immer wirken sie freundlich und irgendwie positiv, nicht so miesepetrig  wie oft die Deutschen.

Ich wandele so umher und komme über einen Park zur berühmten Hagia Sofia, die ebenso wie die benachbarte Blaue Moschee ein beeindruckendes Gebäude ist..



Hier ist der Andrang nicht ganz so gross, die gehen wohl erst alle in die Sultanahmed Camii und ich organisiere gleich eine Museumcard für 5 Tage, mit der ich z.T. in anderen Museen eine Ermässigung bekomme oder dann gar nichts mehr zahlen muss.
Leider ist die Moschee innen zu einem Drittel. eingerüstet und wird renoviert. Trotzdem ist es sehr schön anzusehen. Alleine die vielen Leuchter, die sehr tief hängen und die hohe Kuppel sind eine Augenweide. Es gibt im Aussenbereich jeweils Waschplätze für Männer und Frauen getrennt.

Die obere Galerie war früher den Frauen vorbehalten und auch von hier hat man einen grandiosen Blick in das Innere des Gotteshauses.




Diese Kalligrafien in arabischer Schrift sind Hozplatten, die mit Kamelleder überzogen sind.

Draussen gibt es zwischen beiden Moscheen eine Parkanlage mit grossen Springbrunnen.
Eigentlich will ich ganz woanders hin, aber dann sehe ich das Schild für den Fussweg zum Grossen Basar und ich kann nicht widerstehen. Auf dem Weg dorthin lerne ich Murat kennen, der "ganz tolle" und "erstklassige" Lederwaren anbietet. Die üblichen Fragen zum "woher und wohin usw." und dann erst mal massenhaft Komplimente und ich grinse schon in mich rein weil ich nur drauf warte, was gleich kommt. Es ist halt wie immer, aber trotzdem sehr witzig und auch immer freundlich.
In einer kleinen Seitenstrasse gehe ich in ein Lokal um eine Kleinigkeit zu essen (Auberginensalat) und CHEF sagt mal sicherheitshalber seinem Nachbar Bescheid, auf mich aufzupassen, während er das Bestellte zubereitet. Der ist nun widerum ganz zufällig auch ein Lederfbrikant oder -Händlier und preist mir Taschen von Fendi, Chanel usw. per Bild auf seinem Smartphone an, auf die ich aber leider so gar nicht stehe. Wir unterhalten uns aber ganz nett, zumal er mich auf 45 schätzt, hach solche Komplimente nimmt man doch immer gerne und seien sie auch noch so berechnend, ist mir grad sowas von egal. Von diesen "Lügen" könnte ich noch mehr hören ;-)

Je näher ich zum Basar komme, desto grösser wird das Getümmel und desto mehr Touris sind hier unterwegs. Ich schlendere nur mal so kurz durch und bin auch schnell wieder draussen. Da muss ich mir mal ausreichend Zeit nehmen. Eine ganze Weile laufe ich noch so durch die Strassen und Gassen und geniesse es, dass ich soviel Zeit für die Stadt habe und nicht alles in ein paar Tagen abhaken muss.


Einer von tausenden Lädchen


An einem Kiosk lasse ich mir die Istanbulkart aufladen für die öffentlichen Verkehrsmittel und fahre mit der S Bahn oder Metro oder wie die hier heisst (muss ich noch mal nachschlagen) ein paar Stationen nach Eminönü an den Bospurus. Gleich nach dem Ausstieg riecht es wunderbar nach Meer.Die Galatabrücke links von mir ist oben von Anglern bevölkert und im Unterbau reiht sich ein Lokal ans andere. Ich schlendere erst mal vorbei, werde aber von jedem aufgefordert, einzutreten. Ein bisschen aufdringlich, aber stört mich nicht weiter. Auf dem Rückweg entscheide ich mich für eines und lasse mir ein eiskaltes Bier schmecken und eine Meze. Das Schöne hier ist, dass es überall diese vielen kleinen Vorspeisen gibt, mit Brot, die durch das enthaltene Öl aber auch immer schon gut satt machen.
Blick auf das Galataviertel mit Turm


Ein Lokal reiht sich ans andere

Rushour auf dem Bosporus und auch die "Hochhäuser" halten hier

Auf dem Bosporus ist jede Menge Betrieb, es ist Feierabendzeit und Schiffe in allen Grössen kreuzen das Wasser. Da könnte ich stundenlang zusehen. Auf dem Rückweg am Ufer entscheide ich mich kurzerhand für eine Schiffsfahrt, für 4,-€ denke ich mir, kann man nicht viel verkehrt machen. Es dauert allerdings ewig, bis der mal ablegt, 2x dreht er, damit die Leute denken, es geht los und dieses : willichdochnichtverpassengefühl
entwickeln. Scheint zu funktionieren, denn irgendwann ist der Kahn voll und es geht los. Allerdings ist es dann doch sehr unspektakulär, aber gemütlich. Nach 1,5 h sind wir zurück und am Ufer ist der Betrieb riesig gross. Alles ist bevölkert mit einheimischen Familien, die es sich an den Fischbratereien schmecken lassen.

Mit der Bahn fahre ich zurück nach Sultanahmed und auch hier im Park, der vor den Moscheen ist, ist jeder kleinste Rasenflecken mit Familien belegt, die Picknick machen. Es dämmert schon und wahrscheinlich ist auch der bevorstehende Sonntag, sowie das Fastenbrechen eine willkommene Gelegenheit dafür. Es ist ein tolles Bild.

Jeder cm² wird genutzt


Durch einige Gassen gehe ich zurück zum Hotel und esse noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich total platt in mein Bett begebe, die Bilder des Tages noch mal revu passieren lasse und das Licht ausmache.

Erkenntnis des Tages:

Istanbul ist eine ganz wunderbare Stadt und noch besser, als ich es mir eh vorgestellt hatte

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